Bahnkunden wollen Pünktlichkeit statt mehr Züge – Bundesnetzagentur legt Fahrgastbefragung 2024 vor

Die Bundesnetzagentur hat heute ihre aktuelle Fahrgastbefragung zum deutschen Schienenverkehr veröffentlicht, und die Ergebnisse sind durchaus interessant. Zwischen September und November 2024 wurden über 2.000 Bahnreisende telefonisch zu ihren Erfahrungen befragt. Das Kernthema, das sich dabei herauskristallisiert, ist eindeutig: Die Menschen wünschen sich vor allem verlässliche Verbindungen.

Die Befragung zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Befragten lieber pünktliche Züge hätten, statt auf eine höhere Taktung zu setzen. Das ist ein deutliches Signal an die Verkehrsplaner, die sich oft auf den Ausbau des Angebots konzentrieren. Die Botschaft der Fahrgäste ist klar – erst die Basics in den Griff bekommen, bevor neue Verbindungen hinzugefügt werden.

Ein weiterer Punkt, der die Gemüter erhitzt, sind die sanitären Einrichtungen. Sowohl in den Zügen als auch an den Bahnhöfen herrscht hier Nachholbedarf. Über die Hälfte der Befragten zeigt sich unzufrieden mit der Verfügbarkeit und Sauberkeit der Toiletten. Das ist ein Problem, das die Bahn dringend angehen muss. Menschen sind halt die schlimmeren Schweine.

Interessant sind auch die Unterschiede bei der Informationsversorgung. Während die Reise-Apps mit nur etwa 12 Prozent Unzufriedenen gut wegkommen, hagelt es Kritik an den klassischen Informationswegen. Rund 30 Prozent der Befragten sind mit Durchsagen und Anzeigetafeln vor Ort nicht zufrieden. Das zeigt einerseits den Trend zur digitalen Information, macht aber auch deutlich, dass die analoge Kommunikation vor Ort noch Luft nach oben hat.

Die Bundesnetzagentur wird diese Erkenntnisse nun in ihre weitere Arbeit einbeziehen. Die Befragung ist Teil ihres gesetzlichen Auftrags und soll dazu beitragen, die Eisenbahnregulierung zu verbessern. Für die Bahnunternehmen bedeuten die Ergebnisse vor allem eines: Es gibt noch viel zu tun, um die Grundbedürfnisse der Fahrgäste zu erfüllen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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19 Kommentare

  1. Pünktlichkeit wird es in den nächsten Jahren oder eher Jahrzehnten nicht geben. Erstmal muss der Investitionsstau aufgeholt werden. Dazu muss gebaut werden. Baustellen = Verspätungen. Wie auf der Autobahn auch

    • >> Pünktlichkeit wird es in den nächsten Jahren oder eher Jahrzehnten nicht geben.

      Wenn der Investitionsstau aufgeholt ist, kommen neue Probleme. Personalmangel, Fehleranfälligkeit der neuen Technik, usw.

      Die Bahn in DE wird niemals zu einem wirklich zukunftsfähigen, pünktlichen Verkehrsmittel werden. Schuld daran ist die vorhandene Schieneninfrastruktur, auf der sowohl Personen- als auch Güterverkehr abgewickelt werden müssen.

      • Die parallele Nutzung von Strecken durch Güter und Personenverkehr ist kein Grundsätzliches Problem.
        Aber aktuell gibt es zu viel Verkehr für die Infrastruktur. Das heißt es braucht Überholgleise, die dazu dienen den schnellen Personenverkehr am langsamen Güterverkehr vorbeizulassen. Im übrigen ist z.B. eine S-Bahn in der Durchschnittsgeschwindigkeit langsamer als ein Güterzug der in Fahrt ist.
        Daneben braucht es Schnellfahrstrecken die zumindest tagsüber primär dem Fern und schnellen Nahverkehr dienen um weite Strecken schnell zu überwinden. Das heißt aber auch, dass die dort verkehrenden Züge nicht alle 10km an jeder Milchkanne halten.

      • komisch – ging ìn der Vergangenheit auch. okay – man hatte mehr Überholmöglichkeiten

      • Personen und Güterverkehr auf der gleichen Strecke ist möglich. In Österreich funktioniert das ohne Probleme.

        • Skaliers mal ums 10fache hoch, Budget, Personal, Fehler, Ausnahmen, besondere Bedingungen

          Ist wie mit dem schnellen Internet in Osteuropa für ein Appel und ein Ei, sowas geht nicht so leicht, wenn man es um ein vielfaches skalieren muss und ein vielfaches von Bedingungen mehr hat.

      • Mira Bellenbaum says:

        In anderen Ländern klappt es doch auch!
        ABER, Du hast recht, der Güterverkehr und der Personenverkehr
        müssen voneinander getrennt werden!
        Das ist der Knackpunkt, aber seit Jahren heißt doch das Mantra,
        es muss gespart werden!

        • Das Paradebeispiel für pünktlichen Schienenverkehr ist Japan. Dort sind Personen- und Güterverkehr auf der Schiene strikt voneinander getrennt. Außerdem gibt es Höchstgeschwindigkeitsstrecken, auf denen die japanischen Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen unterwegs sind.

          Allerdings ist es nicht allein das Schienensystem, das für Pünktlichkeit sorgt. Auch die Infrastruktur an Bahnhöfen und die Mentalität der Bevölkerung tragen ihren Teil dazu bei.

          Andere Länder, wie z.B. Österreich und die Schweiz, gehen andere Wege. Sie regulieren den Güterverkehr auf der Schiene, um die Pünktlichkeit im Personenverkehr zu gewährleisten. Auch die Vernetzung von verschiedenen Verkehrsträgern gehört dazu.

    • Das stimmt so nicht ganz: Wenn Baustellen geplant sind und man die Umleitung bzw. die längere Fahrzeit im Fahrplan berücksichtigt, gibt es keine Verspätung.
      Grundsätzlich muss man sich halt immer entscheiden, ob man Planbarkeit (= mehr Puffer) oder Schnelligkeit (=keine Puffer, große Abweichungen bei Problemen) zulasten des anderen Ziels riskieren möchte.

      • Hallo Chris,

        da wäre mir die Sicherheit daß genau die geplante Verbindung auch möglich ist wichtiger . Hätte auch gern längere Umsteigezeiten, schon allein , damit man sich am Bahnhof nicht abhetzen muß.

        Schon die Warteschlange vor einem Aufzug kann bei zu knappen anschlußzeiten dazu führen daß man einen Zug nicht mehr bekommt.

        Bessere Planung an bahnhöfen: anschlußzüge sollten möglichst ohne Bahnsteigwechsel , oder zumindest von nebeneinanderliegenden Bahnsteigen aus erreichbar sein. (Klar u. U. an „Turmbahnhöfen“ wie Osnabrück nicht immer machtbar , aber wo es geht muß viel mehr auch auf solche dinge geachtet werden).

        Lieber mher Züge im mittleren Geschwindigkeitsbereich bis 160 oder 200 km/h – dafür dann sicherere Ankunft zum planmäßigen Zeitpunkt.

        Lieber mehr Verbindungen ohne Umsteigezwang – eines der besten Angebote waren die InterRegios, zwar nicht superschnell, aber dafür Umsteigefreie Verbindungen teilweise quer durch die Republik.

        Mit guten Wagen, 6-er-Abteie, große Gepäckablagen über jedem einzelnen sitz.

        Der klassische D-Zug-Wagen mit Abteilen uns seitlichem Gang war sowieso der bequemste und komfortabelste Reisewagen, mit nur wenig Menschen zusammen anstatt der Großraum (Viehwagen“. Nur drei sitze nebeneinander plus Seitengang statt 4 sitze nebeneinander plus Mittelgang – ist doch klar wo da der bessere Reisekomfort ist.

        Die Spitze der „Sardinenbüchse“ sind dann die Doppelstockwagen, jetzt sogar schon zum IC-preis – bald wird jeder noch eine Person auf den Schoß nehmen müssen oder wie soll die Packungsdichte des Beförderungsgutes „Mensch“ noch weiter verdichtet werden? reisekomfort geht anders – und so bekommt man die Menschen nicht aus dem Auto in die Züge.

        Ich kann leider keinen Führerschein bekommen, bin also seit meiner ganzen Lebenszeit bahnnutzer – bin ab drittes Drittel der 70er jahre regelmäßig über 400 km mehrmals im Jahr auf eine Internatsschule mit der Bahn gefahren. D-Züge – und ja es war bequemer – allein die weichere und dickere Polsterung der sitze und eben mehr Ellenbogenfreiheit zum Nebenmensch – und mehr Platz für den Internatler-Riesenwäschekoffer. Direkt im Abteil wo man saß .

        So ne Fahrt in einer Sardinenbüchse von heute mit Sitzen die für schmalhüftige Laufsteg-Models konzipiert sind und deren Polssterung gegen Null geht ist nicht mehr wirklich schön – da sind die paar km/h mehr die die Züge dann fahren völlig irrelevant.

        Es muß nicht immer High-Tech oder Hochgeschwindigkeit sein um Bahnfahren komfortabel und angenehm zu machen. Ach ja, in den alten Wagen konnte man echt Fenster öffnen … auf dem Bahnhof einfach mal frische Luft ins Abteil lassen die nicht durch die Filter einer Klimaanlage lief. mann war unser Rückschritt ein Fortschritt gegenüber einiger „Modernitätsübertreibungen“ von heute.

  2. Naturtalent says:

    Warum nicht beides? Sowohl pünktliche Züge als auch mehr Züge?
    Wenn mehr Menschen mit Zügen fahren sollen, Verkehrswende, ist beides notwendig.

    • Ganz einfach: weil viel nicht immer viel hilft. Je mehr Züge auf den Gleisen sind desto schneller sind sie verstopft. Wie auf der Autobahn

      • Naturtalent says:

        Exakt. Dafür lieber volle, verstopfte Züge die unpünktlich kommen!
        Nebenher: Das wurde in der Umfrage offenbar gefragt. Nicht von mir.
        Mehr Züge sind ebenso vonnöten, da mehr Menschen mit Zügen fahren sollen.
        Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.

        • Es gibt nunmal Kapazitätsgrenzen…… Das ist genauso wie auf der Autobahn. Nur das es bei der Bahn um ein vielfaches Schlimmer ist, da die Bahn im Blockbetrieb fährt. Gleise sind in Blöcke eingeteilt. Solange noch ein Zug in einem Block ist kann kein anderer ihn befahren. Damit hält man nötige Sicherheitsabstände ein.

          Es funktioniert halt nicht zu rufen „mehr Güter auf die schiene“ und gleichzeitig will man auch noch alle zum Bahnfahren bewegen. Es gibt halt einfach Kapazitätsgrenzen.

  3. BenBoogie says:

    Ist genau so ein Unfug wie der beliebte Spruch „die sollen erstmal die Bugs fixen, bevor sie neue Software rausbringen.“ Es ist ja nicht so das es nur 1 großes Team gibt wo alle an der selben Aufgabe arbeiten.

    Neue Strecken entlasten die alten Strecken -> dafür brauchts neue Züge -> neue, zuverlässigere Züge -> höhere Püntlichkeit.

    Ist wie fast überall im Leben ein ständiger Prozess der letztlich nie endet.

  4. Viele Probleme, über Jahre angehäuft, werden sich nicht kurzfristig lösen lassen. Aber man weiß doch um die Mängel und die daraus resultierenden Verspätungen. Dort, wo ich wohne bspw. fährt vermutlich innerhalb von 24 Stunden nicht eine Bahn wirklich pünktlich. Das mag ein laienhafter Gedanke sein, aber wenn ich weiß, dass der Fahrplan zu 100% nicht eingehalten werden kann (aus welchen Gründen auch immer), könnte ich doch auch mal auf die Idee kommen, die Zeiten im Fahrplan den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen. Dann würde sich auch keiner beschweren. Ist das wirklich so abwegig?

    • Ist es nicht. In unserer Stadt gab es das Problem mit den Bussen. Nicht genügend Fahrer.
      Da wurde dann jeden Tag eine Liste mit Fahrten veröffentlicht, die nicht stattfinden. Teilweise mehr als hundert. Und natürlich immer andere. Bis man dann, nach lautstarken Protesten, endlich darauf gekommen ist einen Fahrplan zu erstellen, den man dann auch einhalten konnte. Waren teilweise dann nur ein 30-40 Minutentakt. Dieser konnte dann aber auch verlässlich gehalten werden. Jetzt, nach zwei Jahren, konnte man endlich wieder auf den normalen Fahrplan umstellen.

    • Sehe eine zu enge Taktung ohne Pufferzeiten, auch als ein Problem. Schon kleine Probleme erzeugen sich addierende Verspätungenun blockierende Slots auf der Strecke, die kaum raus gefahren werden können. Vieles sind auch Vorgaben durch Streckenausschreibungen. Werden dann Slots nicht bedient gibt es Strafen oder Wettbewerber drängen sich drauf um die Filetstücke oder Fördergelder abzugreifen. Das gibt dann neue Probleme.

  5. Brauche Pünktlichkeit und mehr Züge. Pünktlichkeit bringt mir nichts, wenn zu benötigten Zeiten keine Züge fahren oder keine Passagiere wegen Überfüllung mitgenommen werden. Wobei das weniger die Taktung das Problem ist, viel mehr die Abend und Morgenstunden nicht bedient werden. Sind die Züge unpünktlich und die Fahrzeiten unzuverlässig, ist es genau so misst. So bleibt Teils 3 Verbindungen (je nach Taktung 3 Stunden) eher fahren wegen einzuplanenden Ausfällen und Verspätungen.

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